Maria und das Jesukind

Maria, die das Jesukind nährt, war im Mittelalter ein gefragtes Motiv. Aber der Kirche war zu viel nackte Haut auf religiösen Bildern ein Dorn im Auge. Auf dem Konzil von Trient (1545-1563) versuchte man vor allem Maria lactans-Darstellungen (die stillende Gottesmutter) einen Riegel vorzuschieben, da man befürchtete, dass diese Bilder die Gläubigen vom Gebet ablenken könnten. In keiner anderen Religion spielt das Bild der Nähe einer Irdischen zu einem als göttlich verehrten Sohn eine derartige Rolle, verkörpert in der Milchspende durch die Brust.

 

 

Die Hand Gottes

Wer jetzt an den verstorbenen Fußballer Maradonna denkt, hat nicht ganz unrecht. Aus kirchlicher Sicht hat die Hand Gottes aber etwas mit der Ikonenmalerei zu tun. Die Ikonenmalerei gilt als eigenständige Form der Malerei und repräsentierte zeit- und raumlose Perspektiven von der Präsenz Gottes. Eine individuelle, schöpferische Ausdrucksweise eines Malers war irrelevant, da frühe religiöse Bilder nicht als Kunstwerke eines Künstlers betrachtet wurden. Im übertragenen Sinne sind es Werke einer höheren Macht, bzw. die Hand des Malers wurde von etwas höheren geführt. Daher sind es eben nicht von Menschenhand geschaffene Werke. Der Fußballgott nickt, denn im übertragenen Sinne findet sich auch heute noch die Idee des Überirdischen im Umgang mit Reliquin wieder. Bei Reliquin werden die als authentisch angesehene Wirkmacht der Überreste von Heiligen oder von Objekten (hl. Wasser etc.), auf die  Menschen, die mit diesen in Berührung gekommen sind, übertragen. Zumindest ist der Glaube an diese Reliquin groß. Es verwundert daher nicht, dass es in Neapel auch Maradonna Altare - mit Haaren und Tränen des Fußballers - existieren.

 

 

Gott Vater bleibt unsichtbar

Das mit der Unsichtbarkeit Gottes in vorchristlicher Zeit begründete biblische Bilderverbot (Exodus 20, 4 f.) werde durch Ikonenbilder nicht verletzt, denn Gott selbst habe es im sichtbaren Christus durchbrochen. Erst die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus ermögliche die bildliche Darstellung. Aus dieser Sicht dürfe Gott Vater weiterhin nicht dargestellt werden.

Die Brust in der Kunst

Der weiblichen Brust wurde im Laufe der Jahrhunderte in der Kunstgeschichte viel Aufmerksamkeit geschenkt. Als Symbol der Mutterschaft oder erotisches Objekt, Sinnbild der Fruchtbarkeit oder der Verführung, zensiert oder zur Schau gestellt. Auch die Rolle der Frau und ihrer körperlichen Attribute hat in der Kunst einen Wandel durchlaufen. Von dem eingängigen Bild von Geborgenheit und Schutz durch mütterliche Kraft und Liebe bis hin zur Politisierung und Pornographie. Nach wie vor steht das Bild der Brust vor der Herausforderung, in alte Muster zurückgeworfen zu werden, die allerorts nach ihr greifen.

 

 

Musen in Museen

Seit der Zeit der Griechischen Mythologie gelten Musen als göttliche oder genialische Inspirationsquelle für Künstler (Musenkuss; von der Muse geküsst). Ursprung ist die antike Vorstellung, dass Ideen (das Denken) sich nicht von selbst entwickeln, sondern von Göttern (oder eben Musen) von außen eingegeben werden. Musen inspirieren durch ihren Charakter, ihre Ausstrahlung, ihre menschliche Zuwendung oder durch eine erotische Beziehung. Oft finden sich Musen, vor allem Frauen, im Umfeld von Künstlern. Was auffällt ist, dass es eigentlich immer nur männliche Künstler waren, die sich der Darstellung der weiblichen Brust widmeten. Zum einen liegt das vermutlich einfach in der Natur der Sache, zum anderen daran, dass weiblichen Kunstschaffenden, wenn sie denn nun unbedingt als solche arbeiten mussten, das Erlernen der Aktmalerei schlicht und einfach untersagt wurde. Für Frauen als Kunstschaffende war der Weg als Muse oft die einzige Möglichkeit, um selbst als Künstlerin Karriere zu machen.