Heute kann fast alles "ikonisch" sein und der Begriff wird inflationär benutzt. Sei es in Form von Technik Verehrung die zum Kult wird; über Anbetung von Kunst, Geld und Influencern; bis hin zu ritualisierten Formen von Wahrnehmung über Selbstinzenierung und Ikonisierung des eigenen Ichs in sozialen Medien. Obwohl die Religion in der westlichen Welt immer weniger im Zentrum steht, steigt scheinbar das gesellschaftliche Bedürfnis nach Ikonen.

under construction

Auch klassische Werbefiguren gelten als Ikonen der Reklame. Unzertrennlich waren sie mit der jeweiligen Marke verbunden (zB. in Deutschland: Klementine, Käpt'n Iglo oder Herr Kaiser). Im Laufe der Zeit sind sie einfach ausgestorben. Um heutzutage eine Werbefigur langfristig glaubwürdig zu machen oder zu etablieren, bräuchten die Agenturen viel Zeit. Zeit, die es durch die technische Entwicklung und der damit verbundenen Zunahme der Geschwindigkeit im Bereich Social Media, nicht mehr gibt. Die neuen Ikonen der Rekame nennen sich INFLUENCER. Auch virtuelle Reklame-, 3D-, oder Comic Figuren sind hinzugekommen. Die Werber sind überzeugt, das Glaubwürdigkeit nicht gleichzusetzen ist mit Echtheit. Und dieses erfolgreiche Prinzip hatte sich schon in der mittelalterlichen Ikonenmalerei bewährt.

Die Ikonenmalerei gilt als eigenständige Form der Malerei und repräsentierte zeit- und raumlose Perspektiven von der Präsenz Gottes. Aus kirchlicher Sicht ist eine individuelle, schöpferische Ausdrucksweise des Malers irrelevant und frühe religiöse Bilder wurden daher nicht als Kunstwerke eines Künstlers betrachtet. Im übertragenen Sinne sind es Werke einer höheren Macht bzw. die Hand des Malers wurde von etwas höheren geführt und es sind daher eben nicht von Menschenhand geschaffene Werke. Im übertragenen Sinne findet sich auch heute noch die Idee des Überirdischen im Umgang mit Reliquin wieder. Bei Reliquin werden die als authentisch angesehene Wirkmacht der Überreste von Heiligen oder von Objekten (hl. Wasser etc.), auf die  Menschen, die mit diesen in Berührung gekommen sind, übertragen. Zumindest ist der Glaube an diese Reliquin groß.

Das mit der Unsichtbarkeit Gottes in vorchristlicher Zeit begründete biblische Bilderverbot (Exodus 20, 4 f.) werde durch Ikonenbilder nicht verletzt, denn Gott selbst habe es im sichtbaren Christus durchbrochen. Erst die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus ermögliche die bildliche Darstellung. Aus dieser Sicht dürfe Gott Vater weiterhin nicht dargestellt werden.

Ganz allgemein gehören IKONEN zur Ausübung des Glaubens. Sie werden verehrt, indem man sich vor ihnen bekreuzigt, ehrfurchtsvoll grüßt, sich verneigt oder zu Boden wirft. Ikonen sind meist Christusikonen, Marienikonen (insbesondere sog. Theotokos-Darstellungen), Apostel- oder Heiligenikonen. Nach orthodoxem Glauben sind auch viele Protagonisten des Alten Testaments Heilige und werden daher ebenso auf Ikonen dargestellt wie die Heiligen späterer Zeiten.